Freitag, 18. November 2011

Allein geh ich ein

Es ist besser, mit guten Freunden Chips zu futtern,
als alleine Brokkoli zu essen.
John Ortberg (in „Jeder ist normal, bis du ihn kennen lernst“)


Gemäss einer amerikanischen Umfrage haben 90 % der Männer keine echten Freun­de. Ich bezweifle, dass es hierzulande viel besser aussieht. Schon Mutter Theresa hat gesagt: „Einsamkeit ist der Aussatz der modernen Gesellschaft. Und niemand möchte, dass man von ihm weiss, dass er aussätzig ist.“ Und der Trend zur Vereinsamung einer ganzen Gesellschaft spitzt sich weiter zu – trotz, oder vielleicht grad wegen, ständiger Erreichbarkeit und vielen so genannten "Sozialen" Medien!

Es gibt unzählige Menschen, die Grosses leisten, eine Agenda voller Termine haben und 100e Kontakte in ihrem Outlook oder Organizer gespeichert haben – aber ohne einen einzigen richtigen Freund durchs Leben gehen.
Einige sagen: „Alleine bin ich glücklich“. Ich frage zurück: „Ist das wirklich ein Leben?“ Es ist mir klar: Es braucht nicht jeder dieselbe Art von Gemeinschaft und auch nicht in der gleichen Häufigkeit – doch ist nicht in jedem von uns eine Sehnsucht nach Gemeinschaft, Freundschaft, Geselligkeit und ungezwungenen Begegnungen eingebaut? Ohne Zuwendung geht ein Mensch ein! Ich brauche meine Familie und meine Freunde – alleine geh ich ein.


Ich brauche Momente der Einsamkeit, der Stille. Ich brauche aber eben auch andere Menschen um mich herum. Gemeinschaft hat etwas Heilsames:

  • Ich kann anderen helfen – auch wenn (oder gerade weil) ich selbst  am gleichen Punkt nicht weiter komme.
  • Andere helfen mir – selbst dann, wenn (oder gerade weil) auch sie nicht perfekt sind.


Ein sehr wichtiger Teil bei Gemeinschaft ist die Gegenseitigkeit:
  • Kennen + gekannt werden – Offenheit
  • Lieben + geliebt werden – sich umeinander kümmern
  • Dienen + sich dienen lassen – Demut 
  • Ermahnen + ermahnt werden – Wahrheit sagen
  • Feiern + gefeiert werden – Bestätigung
Und zum Schluss für alle, die auch noch einen ökonomischen Grund für Gemeinschaft brauchen: Untersuchungen über Teamarbeit haben Erstaunliches herausgefunden: Die Qualität der Gemeinschaft untereinander macht den Unterschied zwischen einem guten und einem herausragenden Team aus. Nicht Fachwissen, sondern Umgang untereinander entscheidet über den Erfolg als Team.


Einige Überlegungen in diesem Beitrag gehen auf das herausragende Buch von John Ortberg „Jeder ist normal, bis du ihn kennen lernst“ zurück.

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich "Gesellschaft & Gemeinschaft".

1 Kommentar:

Dennis hat gesagt…

Wunderbarer Beitrag.
Sollen die Studien sagen, was sie wollen. Ich kann das so nicht pauschal unterschreiben - kommt es doch sehr auf die persönliche Defintion von "Freundschaft" an, um das zu sagen.

Generell finde ich es aber wunderbar, dass Du das Alleinsein miteinbringst - Ruhe kommt sehr oft nur durch Einsamkeit in das Herz wie schon Schiller sagte.

Happy Thanksgiving und weiter so!