Sonntag, 6. Mai 2007

Über die Kunst, sich selbst zu führen

„Viele wollen lieber die Welt verändern, weil sie unfähig sind, sich selbst zu verändern.“ (Scott Turrow)

Bei Leadership, Menschenführung oder Management denken wir meistens daran, wie wir als Vorgesetzte andere Menschen führen. Doch dies ist eine verkürzte Sicht von Leadership. Wer andere Menschen führen will, muss zuerst lernen, sich selbst zu leiten. Dies ist die erste und wichtigste – und am meisten vernachlässigte – Aufgabe einer Führungsperson. Neben der Selbstführung und dem „Leiten nach unten“ gibt es noch zwei weitere Dimensionen der Führung: Leiten nach oben (Vorgesetzte) und das Führen auf horizontaler Ebene (Kollegen, Mitarbeiter auf derselben Stufe).
Dee Hock, Gründer der Visa-Karte, wagte es in einem Leadership-Artikel (The Art of Chaordic Leadership) in Prozenten auszudrücken, in welche Führungsaufgabe wir uns in welchem Umfang investieren sollten. Seine Aufteilung mag überraschen, zeigt jedoch mehr als deutlich, welche Prioritäten wir zu setzen haben:
  • 50 % Self-Leadership
  • 25 % Führen nach oben
  • 20 % Horizontale Führung
  • 5 % Führen nach unten

Wie das Zitat oben anzeigt, neigen wir dazu, lieber die ganze Welt um uns herum verändern zu wollen, statt an sich selbst zu arbeiten. Genau darum ist es angebracht, dass wir die Hälfte unserer Energie in die Selbstführung investieren.

  • Wie steht es um meinen Charakter?
  • Lebe ich integer, richte ich mich nach meinen eigenen Werten, kenne ich meine moralischen Massstäbe?
  • Passt mein Handeln zu meinen Worten?
  • Was ist meine (Lebens)Vision oder Berufung?
  • Bin ich mit Leidenschaft dabei?
  • Lebe ich in gesunder Balance?
  • Lerne ich tagtäglich dazu, erweitere mein Wissen und meine Kompetenz?

Sich selbst zu führen ist eine komplexe, nicht einfache und nie endende Aufgabe. Doch in der heutigen Zeit ist „Self-Leadership“ das A und O jeder Führungskraft. Wer nur aus seiner Position führt und sich damit begnügt, seine Macht als Vorgesetzter auszuspielen, wird nicht nur eine unbeliebte, sondern auf lange Sicht auch eine wenig erfolgreiche Führungskraft sein.
Wer heute als Leader Erfolg haben will, muss seine Mitmenschen inspirieren, in ihnen eine Leidenschaft wecken und als gesamte Person überzeugen. Und da ist Sozial- und Selbstkompetenz mindestens so wichtig wie Fachkompetenz. Ganz im Sinn von: „Was du bei anderen anzünden willst, muss zuerst bei dir brennen.“
Bill Hybels, Gründer und Senior Pastor der Willow Creek Kirche in Chicago, USA, wurde einmal folgenden Rat mit auf den Weg gegeben: „Das Beste was du deiner Organisation geben kannst, ist ein gesundes, energiegeladenes und geistlich intaktes Selbst.“
Egal ob in der Wirtschaft, im sozialen Bereich, in Kirche oder Politik: Das Beste, was wir unseren Mitmenschen und unseren Organisationen geben können, ist ein gesundes Selbst, ein Leben in Balance.
Ich selbst versuche einmal wöchentlich meine „Self-Leadership“-Mappe mit der Aufschrift „I have a dream“ zu schnappen und mich für etwa 2 Stunden in den Wald oder an den Bielersee zurückzuziehen. Nebst meinen Jahreszielen und dem Tagebuch gehören zu meiner Standartausrüstung für solche Selbstleitungs-Zeiten ein Buch, das meine Persönlichkeit entwickelt, sowie eine Bibel.
Wie sieht es mit Ihrer Selbstführung aus? (=> Umfrage)