Freitag, 23. September 2011

Wem gehört der Applaus?

"Er soll den Applaus bekommen, jetzt und immer wieder neu! Yeah! So soll es ablaufen [Amen]!"
(Volxbibel, Römerbrief 11,36)


Als Theologe bin ich der Individualpsychologie dankbar, dass sie die Sinnfrage als einer der fünf wesentlichen Lebensbereichen zum ganzheitlichen Bild eines gelingenden Lebens aufgenommen hat. Das Konzept der fünf Lebensaufgaben entspricht meiner Sicht auf das Leben sehr: Für ein gesundes Dasein ist ein ausgewogener Lebensstil, in der keiner der fünf Bereiche zu kurz kommt, von zentraler Bedeutung.


Im Lebensbereich "Sinnfrage", ich nenne ihn "Spiritualität", geht es vereinfacht gesagt um die Frage: Wem gehört der Applaus meines Lebens?

Jeder Mensch will "applaudieren", etwas verherrlichen oder anhimmeln. Dabei entdecke ich drei Formen von fehlgeleitetem "Applaudieren":

  • Sich selbst "anbeten": Der Narzismus unserer Zeit liegt darin, dass viele Menschen nur noch sich selbst applaudieren. Jeder will eine beklatschte und verehrte Berühmtheit sein - mindestens für die bekannten fünfzehn Minuten.
  • Andere Menschen "anhimmeln": Jeder hat seine bewussten oder unbewussten Vorbilder, manche haben ihre geliebten Idole. Dort, wo der Fankult zu einer Religion wird, sehe ich eine grosse Gefahr. Es kann nicht gut kommen, wenn wir andere Menschen anhimmeln, ja sogar anbeten.
  • Materielles "vergötzen": Wir sind vielleicht stolz darauf, dass wir nicht vor einem "Goldenen Kalb"  auf die Knie gehen. Doch so viel schlauer als die alten Völker sind wir auch nicht! Ob das Statussymbol Auto, das grössere Haus oder das Aktienportfolio - viel zu oft macht sich der Mensch seine Götter selbst.
Wenn nun jeder Mensch etwas Grösseres im Leben braucht, etwas, das er anhimmeln kann, bleibt die Frage nach einer sinnvollen Alternative zu den genannten Möglichkeiten. Der beste Weg scheint mir tatsächlich, dem Verfasser des Römerbriefes (Apostel Paulus) zu folgen, und den Applaus an den Schöpfer des Lebens zu richten. 

Natürlich freue auch ich mich, wenn mir etwas gelingt und ich dafür Applaus erhalte. Und natürlich habe auch ich meine Vorbilder, von denen ich lernen will. Und natürlich freue auch ich mich, wenn es mir wirtschaftlich gut geht. Aber ich will darin den nicht vergessen, der mir das Leben geschenkt hat. Ich will nicht mich, nicht andere Menschen und schon gar nicht Materielles in den Mittelpunkt meines Lebens stellen. Für mich heisst Spiritualität, immer wieder die Begegnung mit dem suchen, der mich erschaffen hat. Und dabei gebe ich ihm den Applaus, weil er es auch wirklich verdient und ich selbst gestärkt werde, wenn ich den Schöpfer des Universums anhimmle.




Diese Woche gings in meinem Blogbeitrag um den Lebensbereich "Spiritualität".

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