... oder wie meine Frau zu sagen pflegt: "Bestrafe sie mit Freundlichkeit".
Brauchen wir in unserer aufgeklärten Gesellschaft, in einer Zeit, in der sich alle "Weltfrieden" wünschen, überhaupt noch solche Weisheiten aus dem alten Buch? Ist nicht längst schon jedem klar, dass dauerhafter Frieden nicht durch immer wieder neue Vergeltungsschläge herbeizuführen ist?
Klar wissen wir das - und zeigen mit dem Finger auf die weltpolitischen Brennpunkte, zum Beispiel im Nahen Osten.
Nur: Bin ich wirklich so viel besser, als die dort? Was, wenn mich meine Tochter zur Weissglut treibt? Besiege ich dann das Böse mit dem Guten oder werde ich nicht doch eher selbst "böse"?
Dabei ist das Prinzip "Besiege das Böse mit dem Guten" (oder: "Bestrafe sie mit Freundlichkeit) gar nicht etwa so ein Weichspülerrezept für eine scheinbar heile Welt, in der alle nett zueinander sind. Es geht nicht darum, Böses gut zu finden. Auch nicht um ein billiges "Schwamm drüber". Und schon gar nicht, Unrecht nicht mehr beim Namen zu nennen.
Was uns das Prinzip zu lernen hat, betrifft weniger unser Gegenüber, sondern uns selbst:
- Geb ich einem Konflikt Macht über mich? Lass ich mich von den negativen Gefühlen beherrschen oder finde ich einen anderen Weg?
- Lass ich mich von Agression gefangen nehmen und werde selbst agressiv? Oder sage ich zu mir: "Stopp, das musst du nicht mitmachen. Lass dich da nicht hineinziehen!"
- Hab ich die innere Stärke, die Negativspirale zu durchbrechen?
Ob es fremde Länder sind oder Familienmitglieder, die im Streit miteinander liegen - das biblische Prinzip könnte viel zur Entschärfung beitragen. Wenn auf Agression weitere Agression folgt, wird aus der sprichwörtlichen Maus schnell einmal ein Elefant. Wenn wir jedoch versuchen dem Bösen mit dem Guten zu antworten, kann nicht selten ein schwerwiegender Flächenbrand verhindert werden.
Ich hab das Prinzip im Familienalltag selbst "getestet": Wenn ich im Konflikt zurück brülle, weitet sich das Chaos weiter aus, die Stimmung sinkt und sinkt. Gelingt es mir, ruhig zu bleiben, vielleicht sogar meine Tochter in den Arm zu nehmen, Verständnis zu zeigen, kann das schreiende Kind plötzlich in ruhiger Stimme erklären, was sie bedrückt. Nocheinmal: Es geht nicht darum, einfach lieb und nett zu sein. Gerade als Vater will ich mich ja nicht von den Kindern an der Nase herumführen lassen. Doch es geht darum, die "Waffen der Agression" mit den "Waffen der Liebe" einzutauschen.
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